Kinetik

Kinetik im ursprünglichen Sinne ist die Lehre der Bewegung (von griech. kinētikós = die Bewegung betreffend).

In psychologischen Kontexten wird der Begriff für den Ausdruck von Körpersprache durch Mimik, Gestik und Körperhaltung verwendet und bezeichnet darüber hinaus eine Art des Gehirntrainings. Das Prinzip der Kinetik beruht darauf, motorische Aufgaben zugleich mit kognitiven, auditiven und visuellen Aufgaben auszuführen. Das Gehirn kann zur Bewältigung der ungewohnten Aufgaben nicht auf vorhandene Automatismen zurückgreifen, die Aufgaben stellen somit eine Herausforderung dar. Dadurch entstehen neue synaptische Verbindungen zwischen den verschiedenen Hirnarealen, die durch die unterschiedlichen Aufgabenaspekte angesprochenen werden. Eine höhere Zahl synaptischer Verbindungen führt zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit.

Ziel der Kinetik ist lebenslanges Lernen, d.h. Plastizität (Veränderbarkeit des Gehirns). Kinetik stellt insofern auch eine Prävention gegen Demenz dar, indem das Gehirn trainiert wird, flexibel zu bleiben. Kinetik arbeitet folglich, ebenso wie das Coaching, ressourcenorientiert.

Damit die Wirksamkeit der Kinetik spürbar wird, ist lebenslanges Training notwendig, allerdings sind bereits bei einer Stunde pro Woche empirisch belegte Effekte nachweisbar. Zu diesen gehören erhöhte Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Stressresistenz, Multitaskingfähigkeit, Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein und Kreativität. Auch bei der Behandlung von Legasthenie und Dyskalkulie konnten bereits Behandlungserfolge erzielt werden.

Die Übungen müssen sich dabei regelmäßig abwechseln, da die Effekte nur bei Herausforderungen eintreten, also vor einem abgeschlossenen Lernprozess. Außerdem werden die Trainingseinheiten oft so gehalten, dass sie mit Spaß verbunden sind. Der Belohnungseffekt ist dadurch bereits eingebaut und die Intervention wirksamer. Viele LeistungssportlerInnen haben bereits Trainingserfahrungen mit Kinetik gesammelt, z.B. die Fußballmannschaft von Borussia Dortmund und der ehemalige Skiläufer Felix Neureuther.

Literatur-Tipp: Life Kinetik® – Gehirntraining durch Bewegung von Horst Lutz